Nach Schule und Zivieldienst flog ich in die USA, um am Los Angeles College of Music für ein Jahr E-Bass zu studieren. Damals hieß die Institution noch Los Angeles Music Academy und bot keinen Bachelor-Studiengang an, sondern ein intensives Ein-Jahres-Programm, in welchem man unter anderem jeden Tag zwei Stunden Ensemble-Untericht erhielt. In einer der ersten dieser Unterrichtsstunden trug sich diese Geschichte zu:
Ich hielt meinen Bass in der Hand, das gab mir ein beruhigendes Gefühl – aber dann legte mir jemand ein Notenblatt mit Akkordsymbolen vor und befahl mir, "Walking Bass" zu spielen! Auf meinen verzweifelten Gesichtsausdruck antwortete dieser Person nur mit: "Naja, du weißt ja, welche Noten in den einzelnen Akkorden enthalten sind, dann leg' mal los!"
Aus Garantiert Walking Bass lernen, Einleitung (Seite 4)
Dreiklänge beherrschte ich relativ sicher, und so konnte ich mich in den ersten Jazz-Ensemble-Stunden über Wasser halten. Konkrete Anleitungen zum Walking-Bass-Spiel erhielt ich aber nie, sondern eher das Werkzeug dazu (Arpeggios, Skalen) und stets die Ermunterung, ohne Angst kreativ mit meinem jeweiligen Wissen umzugehen. Es herrschte eine lockere Atmosphäre nach dem Motto “Leg’ mal los, mach' einfach mal”, die ich auch dem Leser von Garantiert Walking Bass lernen zu vermitteln versuche. So ist es nicht verwunderlich, dass ich folgende Leserkritik als eines der größten Komplimente empfinde:
Endlich mal ein Buch zum Jazz- bzw. Walking Bass, das nicht auf 5000 Seiten die 10.000 "wichtigsten" Jazz-Skalen vorstellt, sondern die Grundmessage "mach einfach mal" hat und sehr überzeugend "Angst" vor dem für viele heiklen Thema Jazz nimmt. [...] Es hat mir ehrlich gesagt eine Sache gezeigt. Kauft Euch kein Buch um Walking Bass spielen zu lernen, sondern spielt einfach.
Quelle: Kunden-Review von Tim R. auf Thomann.de
Musikstudium und Entstehung von "Easy Jazz Bass"
Schon während meiner Studienzeit in Los Angeles begann ich, bestimmte Strukturen im Walking Bass für mich zu erkennen. In meinem anschließenden Studium an der Musikhochschule Dresden vertiefte ich meine harmonischen Kenntnisse und schrieb sogar meine Diplomarbeit über Walking Bass. Ich fühlte mich nun bereit dafür, das Thema mit einer ausgewogenen Mischung aus praktischer Methodik und fundierter, aber verständlicher Musiktheorie aufzubereiten. Daraus entstand das Buch Easy Jazz Bass, welches ich an mehrere Zeitschriften verschickte und über meine Internetseite verkaufte. Den Stein ins Rollen brachte eine positive Buchbesprechung in der Gitarre & Bass, nach welcher ich Bestellungen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und sogar aus den Niederlanden erhielt: "Ein gutes Buch zu einem fairen Preis." (Ausgabe 06/04)
Ein Negativ-Erlebnis
Der Chefredakteur einer anderen Zeitschrift schrieb mir eine missgünstige E-Mail, in der er das Buch als “illegal” bezeichnete. Sein Aufhänger waren die zugrunde gelegten Jazz Standards, welche ich nicht lizensiert hätte, und weshalb ich das Buch nicht verkaufen dürfte und es auch nie von einem Verlag akzeptiert würde. Er riet mir, das Buch einzustampfen. Fast alles an dieser E-Mail war Quatsch und stammte vermutlich aus der Feder eines gescheiterten Möchtegern-Musikers, der seinen Frust mithilfe unbegründeter Kritik an Anderen abzulassen versucht. Akkordfolgen sind nicht urheberrechtlich geschützt, und die Walking-Bass-Linien stammten aus meiner eigenen Feder. Ein Punkt stimmte aber: Für die im Anhang abgedruckten Melodien besaß ich keine Rechte – ich war davon ausgegangen, dass ein Verlag sich später darum kümmern würde und es bei meinem geringen Privatverkauf nicht darauf ankäme. Das war ein naiver Irrtum gewesen, den ich spätestens jetzt mit der gewachsenen Nachfrage durch die positive Besprechung der Gitarre & Bass korrigieren musste. Ich komponierte kurzerhand eigene Melodien für die Lead Sheets im Anhang. Diese überarbeitete Version von Easy Jazz Bass sandte ich abermals an den schlechtgelaunten Chefredakteur mit der freundlichen Bitte, diesmal eine Besprechung des Buches in Erwägung zu ziehen – ich erhielt nie eine Antwort.
Mein Umzug nach Ecuador machte den Eigenverkauf des Buches durch hohe Versandkosten und lange Laufzeiten nach Europa "unpraktisch". Ich machte mich auf die Suche nach einem Verlag, und Alfred Music in Köln (damals noch in Neustadt/Wied) zeigten als erste Interesse. Einen Tag vor meinem Abflug wurden die Details des Vertrages ausgehandelt und neben einigen Änderungen auch der neue Name Garantiert Walking Bass lernen vereinbart, und damit auch die Integration in Alfreds erfolgreiche Garantiert-Reihe sowie die...
...Internet-Unterstützung,
welche den Aufbau einer Online-Datenbank mit den meistgestellten Fragen und die Beantwortung durch den Autor enthält. Der Frage-und-Antwort-Katalog ist aber nie wie vorgesehen gewachsen, da den Verlag im Durchschnitt weit weniger als eine Leserfrage pro Jahr erreicht. Mein Verleger kommentiert das so: "Entweder ist es den Jazz-Lernenden zu peinlich, Verständnisfragen zu stellen, oder das Buch ist so gut geschrieben, dass es keine Fragen offen lässt."
Fertigstellung von Garantiert Walking Bass lernen
Zwischen Ecuador und Deutschland wurden dann über das Internet die letzten Änderungen am Buch vorgenommen: Einige Dinge wurden gestrichen, und auf Vorschlag des Verlages fügte ich Griffbilder und andere Ergänzungen ein. Die Transkriptionen in den letzten Kapiteln wurden ersetzt durch die "Im Stile von"-Beispiele, was den pädagogischen Wert glücklicherweise nicht beeinträchtigt. (Die Original-Transkriptionen finden sich übrigens hier: [Link kommt demnächst])
Das grüne Ampelmännchen auf dem Umschlag und das Porträt-Foto auf der Rückseite wurden in der Altstadt Quitos mit einer analogen Kamera aufgenommen. Interessanterweise können Ecuadorianer und Kolumbianer mit dem Ampelmännchen-Motiv nichts anfangen: Da es an vielen Kreuzungen keine Fußgängerampeln gibt (und dort wo es sie gibt, diese nicht beachtet werden), assoziieren sie das Motiv nicht mit "Bei grün gehen!" (bzw. "Bei grün walken!"). Folgende Vorschläge des Designers haben es nicht auf den Umschlag geschafft:
Besonderheit der Garantiert-Walking-CD
Die CD war ursprünglich so angelegt, dass alle Übungen zu einer Akkordfolge nacheinander abgespielt wurden; also wenn z.B. der Titel "Autumn Trees" auf Seite 3, Seite 50 und Seite 100 vorkam, dann habe ich diese drei Durchgänge mit der Band in einem Take eingespielt, wobei man auf der CD dann jeden Durchgang direkt anwählen konnte (Tracks 1 bis 3). Dieses System gefiel dem Verlag jedoch nicht, da man die Beispiele nicht in der Reihenfolge des Buches durchhören konnte: Wenn das zweite Beispiel im Buch vielleicht "Nasrid" war, dann entsprach es nicht dem Track 2 der CD, weil dieser ja schon mit "Autumn Trees" besetzt war.
So kam es, dass ich die Audios editieren und "auseinander reißen" musste. Wer jetzt also auf der CD direkt das Beispiel von "Autumn Trees" auf Seite 50 anwählt, bekommt dies auch zu hören, aber da die Band sich "mitten in einem Take" befindet, wird das Audio schnell ein- und am Ende wieder ausgeblendet.
Die gesamten Takes der Band gibt es allerdings als Play-Alongs (ohne Bass) am Ende der CD zu hören: Hier gibt es dann alle Durchgänge eines Titels am Stück, sodass man durchgehend über mehrere "Choruses" üben kann, wie es auch meine Absicht gewesen war. Entsprechend enthalten die Play-Alongs auch einen Einzähler zu Beginn, damit der Übende richtig loslegen kann.
Vorschau für Interessierte
Garantiert Walking Bass lernen erhältst du im Musikfachhandel und bei den üblichen Versandhäusern.
Eine Beschreibung der Methodik und der Vorteile des Buches findest du hier: Was macht GARANTIERT WALKING BASS LERNEN so besonders?
Und damit niemand "die Katze im Sack" kaufen muss, gibt es hier eine ausführliche Vorschau in Form von PDF-Seiten und Audio-mp3:
Leseprobe/Vorschau bei Alfred Music